Der Plan

Der Plan

Ein Fortsetzungsroman in 40 Folgen

Niklas Hardenberg, ein fiktiver Held, eine Lieblingsfigur des Uri Bülbül hat das Leben in der Fiktionalität satt. Er will sich in der Wirklichkeit des Autors niederlassen, seinen individuellen eigenen Platz in der Kulturlandschaft finden, die seinen Autor umgibt. In 40 Folgen suchen Autor und Figur gemeinsam nach einem geeigneten Ort und lernen dabei die Landschaft kennen, die sie nun gemeinsam betrachten. Dabei haben sie durchaus auch Probleme miteinander, ein etwas spannungsgeladenes Verhältnis. Oder im Sinne des Autoreneigensinns gesprochen: wenn das jede Figur wollte! Wo kämen wir denn da hin? Ein Autor verliert die Kontrolle über seine Figuren! Eine postmoderne Attitüde - mehr nicht! Nein, so möchte ich es nicht nennen, aber da stehen nun die Worte.

Die Idee, die dem Plan zugrundeliegt, ihm vorausging: Etwas Dokumentarliterarisches über die freie Szene in NRW, es ist keine reine Dokumentation und auch keine Reportage, die sich der subjektiven Perspektive bewusst doch im Journalistischen verharrt. Nein, die Dokumentarliteratur übersteigt an Subjektivität und freier Assoziation die Reportage, da wird der Gegenstand, um den es geht, stilisiert, ästhetisiert und in subjektiver Reflexion... „verkünstelt“!

„verkünstelt“? Da fällt mir doch Niklas Hardenberg ins Wort!

Natürlich kann ich keinen Anspruch auf Objektivität und Vollständigkeit erheben; nicht um ein Surplus im journalistischen Sinne geht es, wenn ich statt einer Reportage einen Fortsetzungsroman schreibe. Literatur im Sinne von „Wortkunst in der Schrift“ ist etwas anderes als eine Reportage - was eigentlich gar keine Frage ist! Die Fragwürdigkeit entsteht doch nur wieder durch den Gedankenwinkelzug im Begriff des „Dokumentarliterarischen“!

Ich wollte die erste Folge des Romans „romantische Ironie“ nennen, habe es mir dann aber anders überlegt. Nach meinem Verständnis holt in der romantischen Ironie die Kunst ihren Erschaffer in sich ein. Kleinere Beispiele dieses Humors sind: wenn im Edgar Wallace Film jemand den passenden Edgar Wallace Roman liest oder wenn in einem Hitchcock-Film der Regie-Meister durchs Bild läuft und irgendwo unter den Statisten sich selbst platziert hat.

In der 1. Folge ist eine kleine Anspielung... aber nein! Bleiben wir doch lieber erst einmal beim Plan:

Serielles Erzählen in sozialen Netzwerken zwischen Fiktion und Dokumentation im Internet und als Buch auf den Spuren der freien Szene NRW mit einem Dokumentarliteraturprojekt - Ein Fortsetzungsroman in 40 Folgen.

Ich hatte diese für sehr gut befundene Idee der individuellen Künstlerförderung ECCE offeriert und darin mein Vorhaben zu einem Projekt konkretisiert: serielles Schreiben in sozialen Netzwerken. Und der Gegenstand selbst interessant für die Kulturadministration: Die freie Szene in NRW oder doch zumindest in Regionen dieses Bundeslandes, so z.B. im Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet selbst möchte sich am liebsten als Metropole sehen und hat sich von seinen Kulturadministratoren zur „Metropole Ruhr“ avancieren lassen. Spätestens seit dem Kulturhauptstadtsjahr 2010 gibt es das Etikett „Metropole Ruhr“! Die freie Szene dieser Metropole allein verdiente es doch sicherlich in einem seriellen Erzählprojekt die Hauptrolle zu spielen, nicht wahr?

Wie auch immer: ich muss nun meine obige Aussage etwas spezifizieren: die von mir als sehr gut befundene Idee wurde von der Fachjury nicht so eingeschätzt. Andere Projekte erschienen förderungswürdiger. Das lässt niemanden als Autor und Projektplaner kalt - nicht einmal einen routinierten Versager wie mich!

Jetzt könnte ja mal Niklas Hardenberg einspringen und sich zu Wort melden - in etwa: Ach nein, seien Sie mal nicht so hart zu sich selbst! Nennen Sie sich doch nicht einen "routinierten Versager"! Aber nein, Hardenberg schweigt. Er hat Ähnlichkeiten mit mir und ist allein deshalb schon ideal geeignet für eine Hassliebe. Ich sollte ihn als Autor und Autorität durch die Hölle schicken!

In der Projektbeschreibung heißt es jedenfalls um Neutralität bemüht:
Niklas Hardenberg, ein fiktiver Held, eine Lieblingsfigur des Uri Bülbül hat das Leben in der Fiktionalität satt. ... DIE GESICHTER DES NIKLAS HARDENBERG
Lassen wir das einmal so stehen und kommen vielleicht zu meiner Literaturauffassung: Kunst soll es nun sein, klar. Aber mir ist nichts langweiliger als ein schönes, glattes lineares Erzählen. Beste Autorenschule der vielen Literatursophisten, die anderen gerne das kreative Schreiben beibringen. Wo haben sie das nur gelernt? In Hildesheim? Oder in Leipzig? Da bin ich vielleicht doch zu sehr Romantiker, als dass ich eine Kunst, die auf standardisierte Poetik basiert, als Kunst und kunstvolle Literatur akzeptieren könnte. Eine spannende Erzählung ist eine spannende Erzählung, sie kann bestenfalls ein Bestsellerroman werden, Kunst ist etwas anderes!

„Aber allein um des Unverstandenseins Willen unverständlich zu schreiben, kann auch kein Merkmal von Kunst sein, Herr Bülbül!“

Nein, ist klar! Da meldet er sich zu Wort - mein guter Niklas Hardenberg. Er rebelliert, will nicht mehr durch die Labyrinthe meiner Rhizomromanfragmente irren; dabei habe ich ihm wirklich gute Angebote gemacht - lesen Sie die Titel selbst: „Hardenbergs Harem“, „Der Auftrag“, „SOKRATES“, „Brachland“. Überall spielt Niklas Hardenberg eine Rolle und nicht mal eine geringe! Aber was will dieser vorwitzige Held meiner Schreibereien? Er will in die Welt hinaus: „In Ihre Welt! Herr Bülbül!“, insistiert er. Nein, ihm genügt es nicht, mit einer bildhübschen achtzehnjahre jungen Italienerin mit graugrünen Augen, die sich ihm aufdrängt und unbedingt mit in seine Wohnung kommen möchte („SOKRATES“ Folgen 369 und 370), allein in seiner Wohnung zu sein. Hardenberg ist mißtrauisch. Er kann sein Glück nicht fassen, er glaubt nicht, dass ich ihm einfach nur etwas Schönes gönnen will. Statt dessen - kategorisch: ich will hier raus!

Lesen Sie selbst: ich biete ihm sogar jetzt noch ein richtiges Abenteuer an, einen Kriminalfall von besonderer Güte... 

Nein, Niklas Hardenberg will die Metropole bereisen und dann auch noch die Symbolstadt der Verschwörungstheorie Bielefeld besuchen. Er will in die Tanzstadt Wuppertal reisen, Utopia Stadt kennenlernen und auch die Geburtsstätte des Marx-Compagnons Friedrich Engels aufsuchen.

Was soll ich machen?

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